Erziehung und Bildung beim jungen Nietzsche, Naumburg (Saale), 11.-12. Juli 2026

Termin 30. April 2026

Erziehung und Bildung beim jungen Nietzsche

Wissenschaftliche Leitung: Fabien Jégoudez (Paris), Paolo Scolari (Mailand) und Marina Silenzi (Basel)

11.-12. Juli 2026, Nietzsche-Dokumentationszentrum (Naumburg an der Saale)

Call for Papers

Wie, warum und wozu hat sich der junge Nietzsche für Erziehung und Bildung interessiert? Bereits in seiner Kindheit, Jugend und Schulzeit begegnet Nietzsche einer Vielzahl von Erziehungsidealen, deren Wirkungsspuren sich durch seine frühen Schriften ziehen. Bildung erscheint zunächst im Umfeld von Namen wie Humboldt, Hölderlin, Rousseau, aber auch Wolf, Goethe und Schiller, und umfasst natürliche, körperliche, intellektuelle, ethische, moralische, geistige und künstlerische Dimensionen. Zugleich verbindet Nietzsche Erziehung und Bildung mit dem Streben nach einem höheren Selbst und mit der Frage, wie man sich in der Welt benimmt und verhält. In diesem Zusammenhang spielen familiäre Prägungen, das Domgymnasium, Schulpforta sowie die akademische Ausbildung eine bedeutende Rolle. Ebenfalls wichtig ist die vom jungen Dreigestirn (Krug, Nietzsche, Pinder) in Schönburg gegründete Kulturgemeinschaft Germania. Sie wurde in der Forschung bisher kaum beachtet, bietet jedoch einen Schlüssel zum Verständnis seiner frühen Kulturvorstellungen.

Die Tagung widmet sich sämtlichen Aspekten von Nietzsches Beziehungen zu seiner eigenen Kindheit, Jugend und Studienzeit sowie zu seiner Tätigkeit als junger Basler Professor. In all diesen Lebensphasen zeigt sich, dass die Frage nach Erziehung und Bildung eine durchgehende, prägende Leitlinie von Nietzsches Entwicklung darstellt. Dabei bilden die Basler Vorträge und Vorlesungen nicht den alleinigen Fokus, sondern erweitern und präzisieren jene Überlegungen zu Erziehung und Bildung, die sich bereits in den früheren Jahren deutlich abzeichnen und dort ihren Ursprung haben.

Das Wechselspiel zwischen elterlicher und institutioneller Erziehung (Schule, Staat) sowie einer sich herausbildenden, experimentellen Vorstellung von Bildung dient als Hintergrund für Nietzsches frühe Auseinandersetzungen mit Natur und Kultur. Diese frühen Reflexionen münden zwar nicht in einer festen Definition, eröffnen jedoch eine neue Perspektive darauf, was Bildung sein könnte. Diese Perspektive fließt später in eine der einflussreichsten Kulturkritiken der Moderne ein. Auch Nietzsches spätere affirmative Philosophie ist ohne diese frühen Auseinandersetzungen kaum denkbar.

Wir laden Beiträge ein, die sich historischen, systematischen sowie philologischen und philosophischen Fragen zu folgenden Themen widmen:

Relevanz der Natur in Nietzsches frühem Bildungsdenken
Erziehungsideale in Nietzsches Kindheit und Schulzeit
Rolle des Kandidaten Weber, des Domgymnasiums, Schulpfortas und der frühen Mentoren, z. B. Ernst Ortlepp
Die Kulturgemeinschaft Germania, ihre Tätigkeit und ihre Bedeutung
Rousseau, Humboldt, Wolf, Goethe, Schiller, Hölderlin und deren Bildungsvorstellungen im Umfeld des jungen Nietzsche
Bildung und Selbstformung im frühen Werk
Übergänge zwischen früherer Pädagogikkritik und späterer Kulturkritik
Erziehung und Bildung im Kontext der Basler Vorträge (BA) und Vorlesungen (bis 1872 / KGW II, 3 und Anfang von KGW II, 4)

Ziel der Tagung ist es, Nietzsches frühe Denkentwicklung im Bereich von Erziehung und Bildung neu zu erschließen sowie ihre Bedeutung für sein späteres Werk zu beleuchten.

 

Bitte senden Sie Ihr Abstract (300 Wörter) mit kurzem Lebenslauf bis zum 30. April 2026 an: info@nietzsche-gesellschaft.de.

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